Eine gute Entwicklungsumgebung nimmt einem Developer einiges an Arbeit ab und vermeidet viele Leichtsinnsfehler. Automatische Vervollständigung, automatische Einrückung und Formatierung, Hervorheben von Syntaxfehlern, aber auch Vorschläge zur Optimierung von Code – all das sind Annehmlichkeiten, die man nicht missen möchte. Auch die Integration von Git, Hilfestellung bei der Konfiguration von Build Tools oder der direkte Zugang zum Datenbank-Terminal erleichtern den Arbeitsalltag und vermeiden, dass man diverse Tools und Fenster gleichzeitig verwenden muss.
IntelliJ von JetBrains bringt nicht nur einen ohnehin schon mächtigen Funktionsumfang mit, sondern lässt sich mit Plugins auch noch flexibel erweitern und stark konfigurieren. Wir haben gesammelt, welche Plugins wir auf keinen Fall missen möchten und welche Shortcuts wir am häufigsten verwenden. Selbstverständlich gibt es noch diverse andere Entwicklungsumgebungen, die eine sehr ähnliche Funktionalität bieten – wir haben uns lediglich auf eines der bei uns am meisten genutzten Tools konzentriert, um konkrete Beispiele und Links anführen zu können.
Recht offensichtlich, aber doch ungemein nützlich sind die Plugins für die speziell verwendeten Frameworks und Libraries. Egal ob JPA, Angular, Styled Components oder GraphQL, für vieles gibt es spezialisierte Plugins. Oft erkennt IntelliJ die verwendeten Bibliotheken und bietet von sich aus an, ein Plugin zu installieren, aber es lohnt sich in jedem Fall auch einmal selbst manuell zu suchen, welche Optionen es gibt.
Wer seinen Code auf Github oder Bitbucket liegen hat, für den könnte beispielsweise Copy Git Link praktisch sein. Damit kann mit einem Klick ein Link zur gewählten Code-Stelle erzeugt werden, um ihn schnell mit Kollegen zu teilen oder als Referenz in ein Ticket zu packen.
Um ein bisschen Farbe in den Arbeitsalltag zu bringen und gleichzeitig eine bessere Übersicht zu bekommen, kann das Plugin Rainbow Brackets helfen. Es färbt Klammernpaare farbig ein, sodass zusammengehörige sofort ersichtlich sind. Die Farben kann man bei Bedarf auch konfigurieren.
Wer es noch bunter mag oder keine Klammern im Code hat, kann auf Intent Rainbow zurückgreifen. Wie der Name schon sagt wird hier die Einrückung farbig hinterlegt - so vertut man sich wirklich nicht mehr in den Ebenen.
Weniger hilfreich, aber sehr amüsant ist die Nyan Progress Bar. Viel zu oft starrt man auf Fortschrittsbalken und wartet, dass Git updated, die Indizierung fertig oder die Tests durchgelaufen sind. Da ist es doch schön, wenn der Balken wenigstens in Form eines Regenbogens inklusive Nyan Cat angezeigt wird und so vielleicht die Wartezeit etwas schöner macht. Und wer statt bunten Katzen lieber nostalgische Gaming Vibes möchte, für den gibt es eine Mario Progress Bar.
Automatisierung ist an vielen Stellen hilfreich. In den Einstellungen findet man im Bereich “Actions on Save” diverse Optionen, um beispielsweise bei jedem Speichern den Linter laufen zu lassen - dieser Abschnitt ist auf jeden Fall einen Blick wert.
Viele Plugins für Code Formatter wie Prettier bietet ebenfalls eine “On save”-Funktion, die den Code automatisch gerade zieht. Ungemein praktisch, damit man nicht regelmäßig manuell Einrückungen, Klammern und Leerzeichen korrigieren muss.
Wer kein Prettier im Einsatz hat oder gerne komplexere Aufgaben automatisieren würde, kann auf File Watcher zurückgreifen. Diese von JetBrains entwickelte Erweiterung ermöglicht es beim Speichern beliebige Command Line Tools laufen zu lassen.
Es gibt gefühlt endlos viele Shortcuts in IntelliJ und welche davon es sich lohnt zu lernen, variiert sicherlich sehr. Wer neu mit dem Tool arbeitet oder das Gefühl hat die Maus noch zu viel zu verwenden, kann einen Blick auf Key Promoter X werfen. Wann immer man einen Button klickt, zeigt das Plugin einen kleinen Hinweis welcher Shortcut dieser Aktion entsprechen würde. Sehr praktisch um nach und nach effizienter Code zu schreiben. Das führt uns fließend zum nächsten Punkt:
Die richtigen Tastaturkürzel beschleunigen die Arbeit enorm. Grundsätzlich kann man in IntelliJ alle Kürzel konfigurieren wie man möchte. Die aktuelle Keymap findet sich unter File → Settings → Keymap. Dann kann man links oben die zu Grunde liegende Keymap wählen und unten einzelne Shortcuts individuell anpassen. Wir beziehen uns im Folgenden immer auf die default “IntelliJ” Keymap, aber um die Kürzel auch in anderen Keymaps finden zu können, führen wir immer auch die Textbeschreibung mit auf. Einen guten Einstieg bietet die offizielle Kurzübersicht von IntelliJ, gerade die Kombinationen unter “Remember these shortcuts” lohnt es sich zu verinnerlichen.
Quick documentation Ctrl+Q / Alt+Middle-Click: Zeigt ein kleines Popup an mit der Dokumentation zu der Funktion/Klasse, bei der sich der Cursor gerade befindet.
Search everywhere 2x Shift: Sucht in allen Dateien, Klassen, Methoden aber auch innerhalb der Einstellungen nach Treffern. Das ist immens praktisch sowohl zum Navigieren innerhalb des Codes, aber auch um versteckte Bereiche in den Settings zu finden. Über Tabs lässt sich das Suchgebiet einschränken und wenn man weiß, dass ohnehin nur “Actions” gesucht sind, kann man den Dialog mit Strg+Shift+A auch direkt vorgefiltert öffnen.
Select in Alt+F1: Hilft besonders, wenn man über die Suchfunktion irgendwo in den Tiefen des Codes gelandet ist und sich orientieren möchte. Diese Kürzel öffnet ein kleines Popup mit einer Auswahl welcher Kontext zur aktuellen aktiven Datei angezeigt werden soll. Die erste Option ist dabei “Project View” (oder “Explorer”), das heißt dieses Kürzel direkt gefolgt von einem Enter zeigt im aktuellen Projektbaum an wo man sich gerade befindet. Alternativ kann man im Project Tree über das drei Punkte-Menü rechts oben die Option “Behavior” → “Always Select Opened File” wählen, damit der Dateibaum immer die aktuelle Datei sichtbar hält.
Go to Declaration or Usages Ctrl+Left-click / Back Ctrl+Alt+Arrow-left: Mit der Kombinatoin Ctrl+Left-click kann man zur Definition von Methoden und Klassen springen. Oft will man aber auch direkt wieder zurück zum Ausgangspunkt und genau dafür ist das “Back” Kürzel. Bei Bedarf kann man dann mit der Pfeiltaste nach rechts auch wieder vorwärts wandern oder auf diese Art schnell zwischen zwei Stellen hin und her springen. Tipp: Statt ständig vor und zurück lohnt es sich aber vielleicht auch einen Rechtsklick auf den Tab der aktuell im Editor geöffneten Datei zu machen und “Split Right” zu wählen, dann wird die Datei in einem Split Screen geöffnet und man hat beide Codestellen perfekt im Blick.
Reformat code Ctrl+Alt+L: Formatiert die aktuelle geöffnete Datei automatisch anhand der in den Settings eingestellten Regeln (zu finden unter Settings → Editor → Code Style).
Soweit zu unseren Favoriten. Bestimmt gibt es noch viele weitere Funktionen und Plugins über die es sich zu sprechen lohnen würde. Aber gerade das ist ja auch das Schöne an einem Tool wie IntelliJ: je nach Bedarf kann man es sich so konfigurieren und erweitern, dass es möglichst gut zum eigenen Arbeitsfluss passt.